Grippeimpfung

Es ist wieder soweit. Der Herbst steht vor der Tür und damit auch die Entscheidung: Grippeimpfung – ja oder nein?

Zur Grippe an sich ein paar Worte vorweg. Die „echte“ Grippe (Influenza) ist eine Viruserkrankung, die mit plötzlichem Fieber, Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit und meist mit trockenem Husten beginnt. Mit einer Erkältung, dem sogenannten grippalen Infekt, hat die Influenza nichts zu tun. Da die Influenza sehr ansteckend ist und für ältere und immunabwehrgeschwächte Menschen durchaus gefährlich werden kann, wird in Deutschland regelmäßig im Herbst die Grippeimpfung angeboten: Nicht nur für die Risikogruppen, sondern generell für alle Menschen. Der Impfstoff dafür wird jedes Jahr neu zusammengesetzt, da die Grippeviren sich immer wieder verändern. Auch die vor einigen Jahren bekannt gewordenen Vogel- und Schweinegrippen sind Vertreter dieser Virenart.

Prima, so eine Impfung, sollte man meinen. Doch um die Thematik der Grippeimpfung zu verstehen, muss man 100 Jahre in die Historie zurückgehen.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges 1918 wütete in vielen Ländern die „Spanische Grippe“, bei der viele Millionen Menschen ihr Leben verloren haben. Unter den Todesopfern waren viele junge und kräftige Menschen, was ungewöhnlich für eine Viruserkrankung dieser Art war. Diese Grippe kam aus dem Nichts und trat in den betroffenen Ländern fast gleichzeitig auf, was bei dem damaligen Tempo von Atlantiküberquerungen und der damit verbundenen Verbreitungszeit doch eher ungewöhnlich war.

Auffällig ist, dass die Spanische Grippe die Eigenschaften genau jener Krankheiten hatte, gegen die viele Menschen direkt nach dem Ersten Weltkrieg geimpft worden waren: Tuberkulose, Typhus, Pocken, Pest.  Soweit bekannt ist, erkrankten ausschließlich geimpfte Personen an der Spanischen Grippe. Wer sich den Impfungen entzogen hatte, entging der Grippe.  Da der Großteil der Bevölkerung durchgeimpft war, wurde somit die Pandemie am Leben erhalten.

Doch die Spanische Grippe war nicht nur für Menschen gefährlich: auch viele Schweine erkrankten und starben an der Grippe. Hier besteht die Verbindung zur heutigen Situation: An den Influenza-Subtypen Schweinegrippe und Vogelgrippe erkranken überwiegen junge und gesunde Menschen – genau wie damals bei der Spanischen Grippe. Die heutigen Grippeschutzimpfungen umfassen lt. Herstellerangaben auch den Impfschutz dieser Subtypen. Die direkte Impfung gegen Schweinegrippe wird in separater Form nur noch selten offeriert, was wohl auch mit den bekannt gewordenen Fällen von Narkolepsie (Schlafkrankheit, eine unheilbare neurologische Erkrankung) als Folgeerkrankung der Impfung gegen Schweinegrippe zu tun hat.

Nach wie vor gibt es keine eindeutigen Erfolgsergebnisse bei der Grippeimpfung. Da sich das Virus ständig verändert, gibt es auch für geimpfte Personen keinen sicheren Schutz. Viele Menschen lassen sich jedes Jahr gegen die Grippe impfen, dennoch kommt es jedes Jahr zu einer winterlichen Influenzawelle in Deutschland.

Ganz bequem ist die Grippeimpfung durch die Nase – besonders für Kinder empfohlen, weil man dann auf den Piekser verzichten kann. Laut amerikanischen Studien hat diese Impfung gerade mal eine Wirksamkeit von 3%, gegen einzelne Influenza-Viren liegt die Wirkung nach neueren Daten bei -21%, das Erkrankungsrisiko steigt also sogar dramatisch an. Und was sagt unsere berühmt-berüchtigte STIKO (ständige Impfkommission) dazu? Wie leider nicht anders zu erwarten, empfiehlt sie im Gegensatz zur amerikanischen Impfkommission weiterhin die nasal anzuwendende Impfung (s. hierzu auch den Beitrag eines Münchner Kinderarztes).

Die Entscheidung, sich gegen Grippe impfen zu lassen, ist sehr individuell. Doch wenn man die Zusammenhänge kennt, fällt einem die Entscheidung vielleicht etwas leichter.

 

1. September 2018

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