Die Kraft des Barfußlaufens
Ein Beitrag von Yvonne Hrdy
Wann waren Sie das letzte Mal barfuß unterwegs?
Erinnern Sie sich noch, wie Ihre Füße weichen Grasboden berühren und wohlig sanft in gepolsterten Untergrund einsinken? Die Zehen spreizen sich, verankern sich fest im Boden – es ist eine zutiefst sinnliche Empfindung; man hat das Gefühl, gleich besser zu riechen, zu sehen und die Natur um einen herum klarer und intensiver wahrzunehmen. Wann waren Sie das letzte Mal barfuß in der Natur unterwegs?
Barfuß laufen – das Natürlichste der Welt
Schon Sebastian Kneipp empfahl barfuß laufen als wirksames Kurmittel, buddhistische Mönche verzichten teilweise auf festes Schuhwerk und für Angehörige indigener Völker ist es teilweise immer noch unvorstellbar, Kunststoffsohlen unter den Füßen zu haben, da sie so die Verbindung zur Natur und der Erde nicht mehr spüren können und dies unter Umständen ihre Instinkte und Intuition vermindert.
Tatsächlich waren Menschen über hundertausende von Jahren in großen Teilen barfuß unterwegs und die Wissenschaft beginnt nun erst umfassend zu verstehen, welche vielfältigen Auswirkungen dies auf unseren Organismus hat.
Orthopädischer Nutzen – vor allem wichtig für die Entwicklung bei Kindern
So sehr der Wunsch nachvollziehbar ist, die Kleinen vor Verletzungen zu schützen, so sehr müssen wir uns aber auch über die Wichtigkeit und Vorteile des Barfuß-Laufens bewusst sein: dadurch, dass der Fuß sich permanent an die Unebenheiten im Boden anpassen muss, wird die gesamte Fußmuskulatur sowie die Bänder trainiert. Diese tragen das sogenannte Quer- und Längsgewölbe im Fuß; eine schwache Muskulatur kann zu Absenkung und in Folge zu Fehlstellungen wie Platt- und Senkfüßen führen. Dieser orthopädische Nutzen, inklusive positiver Auswirkung auf die Rückenmuskulatur, ist mittlerweile gemeinhin bekannt.
Noch mehr Vorteile – neue Erkenntnisse über „Earthing“
Wie so oft erreichen uns neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Vereinigten Staaten, wo seit 2004 vermehrt zu einem Thema geforscht, das unter dem Begriff ‚Earthing‘ oder ‚Grounding‘, also ‚Erdung‘ bekannt geworden ist:
So komfortabel und sicher es auch ist, warmes und festes Schuhwerk an den Füßen zu haben, birgt dies vor allem bei Synthetiksohlen einen erheblichen Nachteil – sie verhindern unsere natürliche Erdung und man kommt immer mehr zu der Erkenntnis, dass dies unter Umständen drastische Auswirkungen auf das physische und psychische Wohlbefinden der Menschen haben kann.
Was genau steckt dahinter?
Laut Forschern der University of California in Irvine, USA sind wir Menschen im Prinzip erdgebundene Lebewesen, tatsächlich sind wir Teil der Erde. In unserer technisierten Zivilisation haben wir uns jedoch systematisch davon abgetrennt.
Verschiedenen Psychologen und Medizinern fiel auf, dass es Patienten besser ging, wenn sie tagsüber eine halbe Stunde barfuß gelaufen waren; der Schlaf war besser, erholsamer und tiefer.
In der chinesischen Medizin lehrte man schon immer, dass in den Fußsohlen viele Meridiane enden und durch direkte Erdung, ohne Barriere dazwischen, das Chi besser fließen könne.
Ein biophysikalischer Prozess
Beleuchtet man barfuß laufen von der wissenschaftlichen Seite ist dies auch ein biophysikalischer Prozess, genauer: bioelektrischer Prozess. Unser Körper ist – elektrisch gesehen – positiv aufgeladen, die Erdoberfläche als Pendant entsprechend negativ. In dem Moment, in dem man barfuß läuft, wandern freie Elektronen in den Körper und führen zu einer Reihe von (positiven) biologischen Effekten.
Dieser Effekt verstärkt sich sogar noch, wenn der Boden feucht ist. Darum werden Tautreten oder Strandspaziergänge als besonders wohltuend empfunden und waren schon immer Bestandteil des alten Heilwissens.
Umgekehrt bedeutet dies jedoch auch, dass wir in Schuhen, vor allem in Gummisohlen, wahrhaftig isoliert sind. Tatsächlich sind wir sogar noch einem gegenteiligen, negativen Effekt ausgesetzt: wir laden uns künstlich mit anderen elektrischen Feldern auf – aus der Umwelt, aus dem Haus, den technischen Installationen.
Jeder kennt mit Sicherheit noch eine andere Art der Überladung, die elektrostatische Aufladung: man läuft mit Schuhen oder Socken aus Kunstfasern über einen ebensolchen Teppich, kommt dann mit den Fingern irgendwohin und erhält einen elektrischen Schlag. Das bedeutet: es gab vorher eine Überladung, die zu einer schlagartigen Entladung führte.
Positive Auswirkungen auf den Organismus
Durch das Grounding – oder einfach ausgedrückt: barfuß laufen – erfahren wir eine kontinuierliche Entladung auf natürliche Art und Weise, was eine enorme Entlastung für das vegetative Nervensystem bedeutet, denn der Parasympathikus – also der Teil des Nervensystems, der für Beruhigung in uns sorgt, wird dadurch stimuliert.
In zwischenzeitlich Dutzenden Studien, vorrangig aus den USA, stellte man fest, dass die Teilnehmer und Patienten schneller einschlafen konnten, schneller in die Tiefschlafphase kamen und dies zum Beispiel positive Auswirkungen auf den Blutdruck hatte – und zwar in beide Richtungen: stimulierend und senkend.
In besonderen Kameraverfahren stellte man auch sofort eine unmittelbar positive Wirkung auf die Gesamtdurchblutung fest sowie positive Auswirkungen auf die Zellregeneration und das Immunsystem. Nicht zuletzt werden beim Gehen verstärkt Endorphine, die sogenannten Glückshormone, gebildet, was sich durch das Barfußlaufen noch verstärkt.
Gönnen Sie sich also unbedingt öfter mal eine gratis Dosis Glückshormone und laufen Sie barfuß!
Zur Autorin: Yvonne Hrdy ist spirituelle Lehrerin und Partnerin im Netzwerk für Gesundheit