unverträglich

Die Zahl der Nahrungsmittelunverträglichkeiten ist in den letzten Jahren rasant angestiegen. Zumindest die Zahl der gefühlten Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Doch was ist das genau? Welche Lebensmittel werden plötzlich nicht mehr vertragen und wo ist die Abgrenzung zur Allergie?

Bei einer klassischen Allergie spielt das Immunsystem eine wichtige Rolle, welches gegen die allergenen Stoffe eine Kaskade der Abwehr auslöst. Nahrungsmittelallergien, wie sie bei bestimmten Lebensmitteln vorkommen (z.B. können Kiwis oder Erdnüsse Allergien auslösen; ebenso Gluten im Rahmen einer Zölliakie) können schwere Krankheitsbilder aufweisen und müssen fachlich begleitet werden. Hier reicht schon eine minimale Dosis, um die allergische Reaktion hervorzurufen.

Anders ist es bei Unverträglichkeiten. Hier fehlen dem Körper Enzyme, die die entsprechende Nahrung aufspalten, meist gepaart mit einer Überlastung des Systems. Dabei ist vor allem die Menge entscheidend.

Dies sei am Beispiel der gehäuften Fälle von Fructosemalabsorption (Fruchtzuckerunverträglichkeit) verdeutlicht. Bis vor einigen Jahren war Fruchtzucker dort zu finden, wo er natürlicherweise auch vorkommt: In Obst und süßem Gemüse und den daraus hergestellten Nahrungsmitteln wie Fruchtsäften oder Marmeladen. Mittlerweile wird Fruchtzucker jedoch verstärkt anstelle des erkömmlichen weißen Zuckers in Produkten wie Joghurt, Kuchen, Süßigkeiten aber auch in herzhaften Speisen eingesetzt.

Das heißt, wir nehmen viel größere Mengen an Fruchtzucker als früher auf, welche dann im Körper Reaktionen wie Blähungen hervorrufen. Und diese Reaktionen sind nicht neu: Bereits früher ist auch fast jedem nach dem Verspeisen einer (halben) Wassermelone schlecht geworden.

Wenn man dann noch berücksichtigt, dass der zugesetzte Fruchtzucker industriell hergestellt wird, wird plausibel, dass hier offenbar eine Überforderung des Magen-Darm-Trakts vorliegt.

Ebenso das Beispiel der Lactoseintoleranz. Auch hier ist die Anzahl der Unverträglichkeiten in die Höhe geschossen. Rein evolutionsbiologisch betrachtet kein Wunder. Normalerweise nehmen Säugetiere (zu denen auch wir zählen) Milch nur im Kindesalter zu sich. Die Fähigkeit, Milchbestandteile zu verstoffwechseln, verliert der menschliche Körper im Laufe des Lebens meist, da es aus biologischer Sicht keinen Grund dafür gibt, im Erwachsenenalter Milch zu trinken. Darüber hinaus handelt es sich bei Kuhmilch ja um Muttermilch für das Kalb; diese Milch ist also zudem auch noch artfremd für den Menschen. In Europa gibt es jedoch bei vielen Menschen eine Art Genmutation, die dazu führt, dass weiterhin Enzyme produziert werden, die den Milchzucker aufspalten können.

Aber auch hier ist es wieder eine Sache der Menge: die Enzyme werden nicht mehr in solch großer Zahl gebildet wie in der Kindheit. Das bedeutet, dass ein Schluck Milch im Kaffee recht gut vertragen wird, ein 0,3 Liter-Latte Macchiato, der zu über 90% aus Milch besteht, jedoch Bauchschmerzen verursacht.

Unser Tipp für Sie: hören Sie auf Ihren Bauch! Essen Sie abwechslungsreich und probieren Sie aus, welche Lebensmittel Ihnen gut tun. Wenn Sie Fragen zu Ernährungsthemen haben, wenden Sie sich gern an unsere Partner im Netzwerk. Wir sind für Sie da.

18. Mai 2016