Burnout verstehen

Christina Pielken ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und zertifizierte Kinesiologin. Sie arbeitet in eigener Praxis in München und gibt Workshops zur Burnout-Prävention. Für Therapie und Beratung nutzt sie einen ganzheitlichen, systemisch-lösungsorientierten Ansatz und verbindet klassische psychotherapeutische Methoden mit Energetischer Psychologie.
Vor wenigen Tagen erschien ihr Buch `Burnout verstehen – Hilfe für Angehörige und Freunde´ beim Kosmos/Nymphenburger Verlag.

Frau Pielken, warum ein Buch für Angehörige und Freunde von Burnout-Betroffenen?

Freunde, Kollegen, Partner (und hier ist natürlich auch immer das weibliche Pendant mit angesprochen) betrifft es generell, wenn der andere unter Stress leidet oder psychisch erkrankt. Das macht etwas mit einer Beziehung, wenn der Freund in den Burnout rutscht oder wenn die Ehefrau depressiv ist oder wenn der befreundete Kollege Angstzustände hat.
Meines Erachtens sollten die Angehörigen während der Erkrankung des Partners oder Freundes und auch der Gesundung dessen mitberücksichtigt und im Idealfall unterstützt werden. Sie können eine entscheidende Rolle bei der Begleitung zur Genesung spielen. Hier fehlt es an Literatur und Aufklärung und diese Lücke soll geschlossen werden.

Wieviel weiß man denn vom Phänomen Burnout?

Tatsächlich sprechen viele vom Burnout und wir lesen in den Medien immer wieder dieses Stichwort. So genau können aber nur wenige Menschen definieren, worum es da wirklich geht. Von Seiten der Betroffenen und Angehörigen herrscht viel Unsicherheit.
Deswegen dient ein Kapitel des Buches der Aufklärung und genauen Definition von Symptomen, Verlaufsphasen und möglichen Ursachen. Nur wenn ich weiß und verstehe, was mir da beim anderen (oder mir selbst) begegnet, kann ich adäquat damit umgehen.

Können Sie Beispiele nennen?

Der Verlauf eines Burnout kann individuell verschieden sein. Die Dauer der einzelnen Phasen kann von wenigen Monaten bis hin zu vielen Jahren schwanken. Manch einer hangelt sich vielleicht sein Leben lang mit Frust und Unzufriedenheit auf einer unteren Eskalations-Stufe durch sein Berufsleben und der andere erleidet eine umfassende Erschöpfung , die einen medizinischen Notfall darstellt.
Aber auch die Reizbarkeit meiner Partnerin oder die sexuelle Unlust meines Freundes kann ich nach Lesen des Buches vermutlich besser einschätzen.

Wie bemerke ich, dass ich oder mein Gegenüber gefährdet ist, an Burnout zu erkranken?

Da Burnout quer durch alle Berufsgruppen und Hierarchiestufen geschieht, hilft es bei der Kombination folgender  Anlagen hellhörig zu werden, z.B.: Hohe Motivation im Job (oder bei privaten Aufgaben, etwa der Pflege Angehöriger), man erlebt sich als unentbehrlich, schränkt seine sozialen Kontakte ein – das Projekt geht vor. Eigene Bedürfnisse werden nicht bemerkt oder hintan gestellt. Man schläft schlecht, die Müdigkeit lässt sich auch durch das Wochenende nicht ausgleichen.

Was kann ich als Angehöriger oder befreundete Kollegin tun?

Im Buch erhalten Sie viele Informationen dazu, wie sie die Beziehung zum oder zur Betroffenen aufrecht erhalten können – denn das ist von entscheidender Bedeutung für den Erkrankten.
Um das leisten zu können als Freund oder Partnerin gilt es, gut für sich selbst zu sorgen! Sie erhalten viele Hinweise zur Selbstfürsorge. Darüber hinaus spreche ich beispielsweise an, wie Sie mit dem Verhalten des anderen umgehen können, wie die Kommunikation besser gelingen kann, was Sie mit ihrer eigenen Aufgebrachtheit tun und wie Sie den anderen motivieren können, einen Schritt in Richtung Beratung oder Therapie zu unternehmen.

Haben Sie direkt ein paar Empfehlungen für Kollegen oder Freunde eines Burnout-Betroffenen?

Schauen Sie nicht weg, sprechen Sie – mit dem gebotenen Feingefühl – und in einem ruhigen Rahmen an, was sie beobachtet haben und was Sie bedrückt. Hören Sie zu. Wenn der andere bereit ist, sprechen Sie Empfehlungen aus anstatt Ratschläge – aber bleiben Sie dran!
Achten Sie auf Ihre eigenen gesunden Verhaltensweisen und laden Sie Ihr Gegenüber ein, sich Ihnen anzuschließen, z.B. zu einem gemeinsamen Waldspaziergang.  Im Buch erhalten sie viele Vorschläge, wie Sie selbst körperlichen und mentalen Stress abbauen oder sich bei Bedarf ein Plus an Energie holen können.

www.christina-pielken.de/buch

 

28. Juli 2020